Natürlich gibt es auch schon fertige Ghillie Suits zu kaufen. Diese „Billig-Ghillies“ sind durch einen selbstgebauten Ghillie leicht zu übertrumpfen. Diese billigen Ghillie Suits haben meist auch an der Vorderseite Fäden. Diese Fäden stört beim Kriechen und werden beim Kriechen stark beansprucht. Das kann dazu führen, dass die Fäden abreissen. Und wenn der Boden nass oder feucht ist, dann saugen die Fäden die Feuchtigkeit auf und schon hat man die Nässe im Ghillie. Die Farben sind auch nicht immer das Wahre…. Natürlich gibt es noch mehr an diesen Ghillies auszusetzen aber das ist jetzt auch egal. Wer sich wirklich für Ghillies interessiert, der baut sich selber einen. Viele unterschätzen ihre Fähigkeiten und denken, dass sie nicht in der Lage sind, selber einen Ghillie Anzug zu bauen. Aber so schwer ist das nicht. Und wenn man mal angefangen hat, dann erreicht man am Ende eigentlich auch ein ordentliches Ergebnis. Was praktisch am Selberbauen ist, ist, dass man die Farben selber bestimmen und den Ghillie genau auf die eigenen Bedürfnisse anpassen kann. Vielleicht gibts man dann etwas mehr Geld aus als man für den fertigen „Billig-Ghillie“ ausgegeben hätte. Aber das Endprodukt ist jeden Euro wert. Einen Ghillie kaufen kann jeder. Einen Ghillie selber bauen ist die Kunst, die (fast) jeder lernen kann.
Da beim Bau sowie schon bei den Vorbereitungen häufig Fragen auftreten, habe ich hier jetzt mal ein paar wichtige Punkte vermerkt:
Gliederung:
•1• Jute
•2• Farbe
•3• Kapuze oder Hut ?
•4• Kombi oder Hose + Jacke?
•5• Taschen
•6• Netz
•7• Verstärkungen/Polster
•8• Muster
•9• Schlammbad
•10• Allgemeine Anleitung für einen 3-tlg. Ghillie Anzug
1. Jute
Natürlich kann man auch viele andere Fasern bzw. Gewebe wie z.B. Baumwolle, Hanfseil und viele andere benutzen. Aber Jute ist günstig, einfach zu färben und einfach zu verarbeiten. Außerdem ist sie super dafür geeignet. Die Jute ist das, was die Aufgabe hat, die menschliche Kontur und Struktur zu verbergen. Die Frage ist nur, wo man die Jute denn herbekommt… In zahlreichen (Online-) Shop findet man 1,3m breites Jutematerial als Meterware (links im Bild). Meist bezahlt man für 1,3m² dieser qualitativ recht hochwertigen Jute 5€. Kartoffelsäcke (rechts im Bild) kann man schon günstiger erwerben. Ich habe für 2 Kartoffelsäcke mit den Abmessungen 1×0,6m um die 4€ bezahlt. Also eine Fläche von 2,4m² ((0,6×2)x2) für 4€. Die Jute der Kartoffelsäcke ist zwar nicht so schön gleichmäßig aber dafür ist sie günstiger, etwas dunkler, riecht nicht so stark und lässt sich viel leichter auseinanderziehen. Diese Meterwarenjute lässt sich wesentlich schwerer auseinanderziehen, was diese Arbeit noch zusätzlich erschwert. Auf dem obigem Bild kann man den Farbunterschied der beiden nicht gut erkennen. Aber man erkennt deutlich, dass die linke Jute wesentlich enger verwebt ist. Das ist meiner Meinung nach nur praktisch, wenn man die Jute in Streifen schneidet. Weil dann fallen die Querfäden der Streifen nicht so leicht raus wie bei grobmaschig gewebten Säcken. Somit wären wir beim nächsten Artikel. (Online-)Shops bieten auch oft eine 3m-Rolle Juteband mit einer Breite von 5cm für um die 10€ an. Das beideutet, dass diese 1,5m² (30×0,05 =1,5) 10€ kosten. Das ist eine Menge Geld für so ein bisschen Jute. Da sollte man sich doch lieber die Zeit nehmen und selber Streifen schneiden. Dabei sollte man beachten, dass man nicht schräg schneidet. Weil wenn man zu viele Jutefäden durchschneidet, dann hat der Streifen keine Stabilität mehr. Am besten macht man es so, dass man alle 5cm ,je nachdem wie breit man die Streifen eben haben möchte, ein bis drei Fäden herauszieht und dann an dieser „Linie“ entlangschneidet oder einfach nur gut aufpasst, dass man nicht zu schräg schneidet. Die Jutestreifen sorgen für etwas Abwechslung im Ghillie Anzug und lockern die Struktur auf. Oder wenn man nur oder hauptsächlich Streifen verwendet, dann hat der Ghillie eine grobe Struktur, welche an Laub erinnert.
Das Jutematerial in die einzelnen Fasern/Fäden zu bringen ist eine Menge Arbeit. Aber an sich ist es recht simpel. Und wenn man erstmal den Dreh raus hat, dann ist das Ganze kein Problem mehr. Hier mal die „Grundform“ des Juteziehens:
1. Zuerst schneidet man die Ränder des Kartoffel-/Jutesacks ab. Da man hierbei meißt einige der Fäden durchschneidet und diese somit nichtmehr ihre volle Länge haben, muss man nun diese durchgeschnittenen bzw. „beschädigten“ Fäden herausziehen. Die Ränder und diese „Reste“ kann man natürlich aufheben und später mit in den Ghillie Anzug einknoten.
2. Dann stellt man seinen Fuß auf die untere Ecke des Jutematerials. Dabei sollten aber immer die fäden, die als nächstes rausgezogen werden frei bleiben, da sich diese sonstrecht schwer herausziehen lassen. Jetzt hat man an der Oberkante des Materials die Fäden abstehen. Wenn sie zu wenig abstehen, dann kann man erst noch ein paar der horizontalen Fäden herausziehen, dass man die vertikalen dann leichter packen kann.
3. Jetzt kann man anfangen immer 1-3 Fäden auf einmal aus dem Material herauszuziehen. Am Anfang geht das meißt noch recht einfach, da zur Seite hin nicht so viele „lose“ Fäden hängen. Wenn der Faden mal etwas schwerer herauszuziehn sein sollte, dann hilft es, wenn man ruckartig zieht. Die Fäden, die man schon gezogen hat, kann man in der Hand halten oder so direkt zur Seite legen. Ich mache es so, dass wenn ich denke, dass die Fäden in der Hand stören, ich sie zur Seite zu den anderen lege. Wenn man die ersten 10-30cm geschafft hat, kann man die überstehenden horizontalen Fäden abschneiden, da es dann wieder etwas leichter ist, die Fäden zu ziehen. Ich habe sie aber drann gelassen und mich dann, als ich fast die Mitte erreicht hatte, von der anderen Seite vorgearbeitet.
4. Nach einiger Zeit hat man dann auf beiden Seite nahezu alle vertikalen Fäden herausgezogen und nurnoch ein paar in der Mitte. Wenn man nurnoch ein bis zwei vertikale Fäden hat, dann kann man die nun fast komplett freiliegenden Horizontalen Fäden zu einem großen Bündel zusammenfassen und dann die paar letzen Fäden herausziehen. Dann hat man den Sack komplett auseinander genommen und hat nun einen Bündel mit etwas längeren Jutefäden und einen mit kürzeren.
Natürlich kann man die Jute auch anders auseinanderziehen. Aber diese Methode hier ist wohl die bekannteste und simpelste. Man kann sich auch noch eine Vorrichtung bauen, die die Jute festhällt, dass man sie leicht herausziehen kann oder sonstwas. Aber wenn man die obrige Methode ein paarmal gemacht hat, ist man mit ihr doch recht fix.
Es gibt auch Jute, Naturschnur, Hanfschnur und so weiter auf Rollen. Die kann man auch nehmen. Aber man sollte auf den Preis achten. Ein Kartoffelsack (60×100 cm) von OBI kostet ca. 2€. Pro cm sind ca 3 Fäden. Das heißt also: [(3×60)x100cm]+[(3×100)x60cm] = 36000cm = 360m für 2€. Das ist ein super Preis. Also müsste eine 100m-Rolle der Jute, Naturfaser, Hanfschnur oder was auch immer unter 56ct kosten, dass sie günstiger als die Jute des Kartoffelsacks ist. Man muss aber bedenken, dass man Kartpffelsäcke in einigen Läden noch günstiger bekommt. Bei STUGA-CABAÑA kostet ein grobmaschig gewebter Kartoffelsack mit der Größe 60x100cm sogar nur 1,50€.
Je nachdem, wie lang die Jutedündel sind und aus wievielen Fäden sie bestehen, ergibt es einen anderen Effekt. Kurze Jute und Bündel aus vielen Fäden ergeben eine buschige und voluminöse Struktur. Lange Jute und kleine Bündel ergeben hingegen eine Flachere, dafür aber hängendere Struktur. Wenn man weiss, welches anbringen, welchen Effekt bringt, kann man den Ghillie Anzug schlau bestücken. An Stellen, bei dene man viel Volumen braucht oder die längeren Jutebündel wie bei einem Scheitel auseinander fallen, kann man kurze Jutebündel einknoten, um diese „Löcher“ zu füllen. Diese Stellen befinden sich meißt beim Kopf- und Schulterbereich. Als Faustregel kann man sagen:
Kurz und viele Fäden = Abstehend, buschig
Lang und wenig Fäden = Hängend, liegend, flach
Durch die länge der Jute kann man auch das Gewicht des Ghillie Anzuges beeinflussen. Das erkläre ich jetzt mal mit zwei Extremen (!). Wenn man den Ghillie Anzug wie einen Teppich mit nur 2cm langen Bündeln macht, dann hat man den kompletten Ghillie Anzug bedeckt und doch recht wenig Gewicht. Wenn man aber stattdessen die Jute 1m lang macht, dann benötigt man eine ganze Menge an diesen Bündeln um den Ghillie Anzug gut zu bedecken. Und das bedeutet, dass er ein höheres gewicht haben wird.
2. Farbe
Die Jute kann man mit nahezu allen Farben färben. Manche eignen sich besser und manche schlechter zum Färben der Jute. Textilfarbe empfiehlt sind, da sie günstig ist, in vielen Farben erhältlich ist und eigentlich jeder Leihe mit ihr Färben kann. Wenn man sich nicht sicher ist, wie man färbt, dann kann man meist in einem kleinen Heftchen im Farbpäckchen oder auf der Packung nachlesen, wie man färbt. Wichtig ist, dass man bei ‚Färben in der Schüssel‚ bzw. ‚Färben mit der Hand‚ oder bei etwas derartigem nachschaut, da die Jute nichts in der Waschmaschine oder im Trockner zu suchen hat! Man kann die Jute auch mit Sprühlack färben. Aber dieser ist meißt teurer als Textilfarbe und man kann da nicht ganz so gut mit den Farben variieren. Außerdem kann es bei Sprühfarbe passieren, dass die Jute verklebt.
Um eine Vielzahl an Farbtönen zu erhalten muss man sich nicht mit einem Haufen Farben eindecken. Man kann die Farben mischen und unterschiedlich stark dosieren. Meist befindet sich ja eine Färbeanleitung in oder auf der Packung, in der man genau nachlesen kann, wie man färbt und was man machen muss, um einen stärkeren bzw. schwächeren Farbton hinzubekommen. Es ist nicht wichtig, dass man sofort den richtigen Farbton trifft und genau die richtige Menge dieser Farbe für den Ghillie Anzug macht. Solange die Farbe nicht total untauglich ist, da sie z.B. zu rot, blau, gelb oder so ist, kannst du sie an den Ghillie Anzug knoten. Es kann sein, dass sich durch das Schlammbad die Farben noch etwas verändern. Und wenn der Ghillie Anzug später zu hell ist oder die Farbe nicht besonders gelungen ist, dann kann man ihn mit Textilfarbe nachfärben. Das geht recht gut, indem man eine Sprühflasche nimmt, in ihr die Textilfarbe anrührt und die Farbe dann an den gewünschten Stellen am Anzug hinsprüht. Dabei muss man die Jute aber immer mal bewegen, weil die Jute sonst nur einseitig gefärbt ist. Während dem kompletten Färbevorgang sollte man darauf achten, dass die Farben nicht zu dunkel werden. Helles kann man mit recht wenig Aufwand nachdunkeln. Aber aufhellen ist schon schwerer bis unmöglich.
3. Kapuze oder Hut ?
Wenn man einen Ghillie Suit baut, sollte man sich vorher genau überlegen, ob man einen Hut oder eine Kapuze macht. beides hat Vor- und Nachteile. Die Vorteile einer Kapuze sind, dass man sie schnell überziehen/-werfen kann, sie angenehm am Rücken zu tragen ist, wenn man sie nicht gerade über dem Kopf haben will, sie leicht und luftig ist und, dass man unter ihr nahezu alle Arten von Kopfbedeckungen tragen kann. Ein Nachteil an einer Kapuze ist, dass sie nicht gut erreichbar ist, um zum Beispiel mehr natürliches Tarnmaterial an die Kapuze anzubringen. Man müsste das komplette Kombi bzw. die Jacke ausziehen, um die Kapuze gut zu erreichen. Wobei man sich da auch aushelfen kann, indem man die Kapuze nur weit außen an den Schultern annäht, dass man sie später nach vorne über den Kopf werfen kann, dass sie dann auf der Brust liegt. So kann man dann auch im Liegen natürliches Tarnmaterial anbringen. Es ist aber immernoch etwas fummelig.
Da liegt der Vorteil eines Hutes. Man kann ihn ohne weiteres abnehmen und mehr natürliches Tarnmaterial anbringen. Die Nachteile von einem Hut hingegen sind, dass dieser meist nicht so luftig wie eine Kapuze ist und ach nicht so angenehm zu tragen ist, wenn man ihn nicht am Kopf haben möchte. Dazu kommt, dass der Hut verrutschen kann, was dann die Sicht behindern kann oder einfach unangenehm sein kann. Bei einer Kapuze ist das Verrutschen normalerweiße kein wirkliches Problem. Man kann einen Hut aber auch mit Kinnriemen versehen, dass es nicht ganz so einfach verrutscht.
Wenn man sich nicht auf eins der beiden festlegen möchte, dann ist eine Kombination aus Hut und Kapuze eine clevere Lösung. Man kann eine normale Kapuze hinten mit einem Reissverschluss oder Knöpfen versehen, das man sie abnehmen kann. Oder man versieht einen Hut am hinteren Teil mit einem Reissverschluss oder Knöpfen versehen, dass man ihn bei Bedarf an der Jacke bzw. am Kombi befestigen kann. Aber der Kreativität ist auch hier keine Grenze gesetzt. Man kann alles ausprobieren und vielleicht entdeckst du ja eine bessere Lösung.
4. Kombi oder Hose + Jacke?
Wenn man sich einen Ghillie Suit bauen möchte, dann ist diese Frage eine der ersten Fragen, die man sich stellen sollte. Immerhin bildet dieser Teil des Ghillies das „Grundgerüst“. Natürlich hat auch beides wieder Vor- sowie Nachteile. Mit einem Kombi kann man vorwärts und rückwärts kriechen, ohne dass sich die Jacke oder etwas derartiges umkrämpelt oder verrutscht. Bei einer Jacke ist das schon schwerer. Man kann das Hochrutschen der Jacke aber durch leichtes Anheben des Oberkörpers beim Kriechen verhindern. Oder man befestigt einen Gurt an der Vorder- und Rückseite der Jacke, welcher dann zwischen den Beinen entlanggeht und somit das Hochrutschen verhindert. Weine andere Möglichkeit wiederum ist, Schnallen oder Knöpfe an der Hose anzubringen, dass man die Jacke mit der Hose verbinden kann. Wie man sieht ist dieses Problem bei richtiger Handhabung kein wirkliches Problem mehr. Der nächste Vorteil von Jacke und Hose ist, dass man recht flexibel ist, da man bei Bedarf nur die Jacke tragen kann und die Hose weglassen kann. Aber der wohl größte Vorteil von Hose + Jacke ist, der gleiche, den ein Hut gegenüber einer Kapuze hat. Wenn man gerade mit dem Ghillie Anzug unterwegs ist und dann mal die Tarnung durch Pflanzen ausbessern möchte, dann kann man die Jacke ausziehen, diese vor sich legen und die Pflanzen anbringen. Bei einem Kombi ist das nicht so einfach. Da muss man dann das komplette Kombi ausziehen. Also evtl. auch die Schuhe, was dann recht zeitintensiv sein kann und man bewegt sich dabei mehr als wenn man nur eine Jacke auszuziehen hat.
Ein Vorteil eines Kombis ist aber, dass der Gürtel und die Hosenträger, die man bei einer Hose meißt benötigt, wegfallen. Somit können diese beim Kriechen nicht stören. Ebenso hat man bei einem Kombi auch keine mehrfachen Überlappungen. Bei einer Jacke hat man z.B. die Vorderseite der Jacke, die über die Vorderseite der Jacke geht. Das führt zu einem höheren Bedarf an Zeltbahn. Und am Rücken ist es so, dass man eine Überlappung von Netz hat, was dazu führt, das man mehr Netz und mehr Jute braucht. Aber wenn man genug hat und unter Betrachtung der anderen Vor- und Nachteile, ist das auch nicht wirklich schlimm. Eine gewisse Überlappung bei Hose + Jacke ist gut. Wenn man Hose und Jacke bündig aushören lässt, dann kann es sein, dass z.B. beim Kriechen ein Spalt entsteht, durch den dann die Kleidung schaut, die man unter dem Ghillie Anzug trägt. Außerdem ist es so, dass wenn man liegt, der Schattenwurf der beine recht auffällig sein kann oder alleine schon die Struktur der Beine. Wenn man aber eine Verlängerung an der Jacke hat, die auch die Oberschenkel bedeckt, dann werden die Umrisse der Beine auch etwas unkenntlicher. Ebenso ist eine solche Verlängerung praktisch, da man dann so nicht so viel Pflanzen an die Hose machen muss, um diese zu Tarnen, da die Jacke ja ein ganzes Stück der Hose mittarnt. Deswegen ist es praktisch eine Überlappung zu machen, wenn man Hose + Jacke nimmt. Ein kleiner Nachteil am Kombi wiederum ist, dass das komplette Gewicht des Anzuges an den Schultern hängt. Man kann das aber verhindern, indem man eine Möglichkeit findet einen Gürtel zu tragen, der den Beinteil des Kombis an der Hüfte hält.
5. Taschen
Da man meißt einiges an Ausrüstung mit sich führen muss und ein Teil davon schnell erreichbar sein muss, ist es sehr praktisch, wenn man Taschen am Ghillie Anzug hat. Meißt haben Jacke+Hose bzw. das Kombi schon Taschen. Diese sind aber nicht komplett benutzbar oder nur beschränkt nutzbar. Das liegt daran, dass man oft auf dem Bauch liegt und sich in niedrigen Gangarten durch das Gelände bewegt. Da können größere Gegenstände in diesen Taschen stören bzw. Schmerzen verursachen, wenn man auf ihnen liegt. Genau aus diesem Grund sollte man sich überlegen, ob man doch lieber noch zusätzliche Taschen an den Ghillie Anzug macht oder eben einfach nur die aktuellen Taschen versetzt. An sich kann man fast überall Taschen anbringen. Man sollte aber darauf achten, dass man diese angenehm erreichen kann und sie bei den Bewegungen im Feld nicht stören. Praktische Stellen sind der Rücken und die Arme. Natürlich kann man die Taschen auch einfach da lassen, wo sie sind. Aber dann kann man bei einigen Taschen evtl. nur etwas wie zum Beispiel einen Notizblock stecken. Man kann den Ghillie Anzug aber auch so anfertigen, dass man unter ihm eine Weste, einen Chest Rigg oder ein Koppeltragesystem tragen kann. Dann spart man sich das verpacken der Ausrüstung in „normale“ Taschen. So eine Modifikation am Ghillie Anzug ist auch recht praktisch. Wenn man das macht, dann muss man umbedingt darauf achten, dass die Koppel und die Taschen nicht beim Kriechen stören. Wenn man nur hinten Taschen hat, die Koppel an der Vorderseite aber stört, dann kann man sich helfen, indem man ein paar Schlitze in den Anzug schneidet, durch die man dann die Koppel steckt, dass sie unter der Vorderseite des Anzuges ist. Dann ist sie zwar immernoch da, aber man kann mit ihr nichtmehr so leicht an etwas hängen bleiben.
6. Netz
Welches Netz man verwendet ist eigentlich egal. Es sollte aber farblich passen, stabil sein und keine zu großen oder zu kleine Maschen haben. Wenn die Maschen zu groß sind, dann entstehen leicht Löcher. Besonders an stellen wie an der Schulter und am Kopf. Wenn das Netz aber zu engmaschig ist, dann ist es ziemlich zeitaufwändig, die Jute durch die Maschen zu fädeln. Dazu nimmt man dann am besten eine Häkelnadel oder einen Knüpfhaken. Eine Maschenweite von einem bis zu acht Centimetern ist der Idealbereich. Kleiner darf sie sein aber wennn sie größer ist, dann sollte man überlegen, ob man nicht besser zwei Netze übereinander näht, dass die Maschenweite doch etwas kleiner ist.
Die Suche nach einem Netz kann recht zeitraubend sein. Deswegen ist es praktisch, über das Internet zu bestellen. Man kann einfach nach Netz, Katzennetz, Fischnetz oder etwas derartigem suchen. Jedoch kommt es auch vor, dass Zoo- und Gartenhandlungen Netz haben. Eine Methode ist das Trägernetz von militärischen Tarnnetzen. Diese sind recht stabil aber auch recht teuer. Bei ihnen sollte man das „Kunstlaub“ und die Metallringe, mit dene es befestigt ist entfernen. Man kann es natürlich auch drann lassen. Aber es kann beim Juteeinknoten stören. Ebenso rascheln neue Tarnnetze. Aber wenn ein Tarnnetz schon älter ist, dann raschelt es nichtmehr so arg und das Rascheln wird mit zunehmendem Alter immer geringer. Annähen kann man das Netz mit Nylonschnur, Angelschnur, ungewachster Zahnseide oder festem Garn. Eine andere Methode, das Netz zu befestigen ist, das Netz anzukleben. Dazu sollte man zu einem starken Kleber greifen (z.B. Shoe Goo).
Links zum Thema:
– Anleitungen – Netz knüpfen
– Anleitungen – Nähen
7. Verstärkungen/Polster
Wenn man den Ghillie vorne frei von Netz und Jute lässt, was sehr empfehlenswert ist, wenn man viel kriechen wird, dann ist es ratsam, den Ghillie vorne mit Verstärkung und ggf. mit Polsterung zu versehen. Man muss aber unterscheiden zwischen Verstärkung bzw. Nässeschutz und Polsterung. Die Verstärkung sollte aus einem festen und am besten wasserabweisendem Stoff bestehen. Dieser schützt vor eindringen von Feuchtigkeit, vor aufscheuern der Kleidung und macht die Oberfläche der Kleidung eben, was zur Folge hat, dass das Kriechen wesentlich angenehmer ist. Die Zeltbahn vom Bundeswehr Zweimannzelt (oder anderen derartigen Zelten) ist aus Baumwolle und imprägniert. Sie eignet sich gut als Verstärkung. Es ist sinnvoll die komplette Vorderseite des Ghillie Anzuges mit einem solchen Nässeschutz zu versehen. Wenn man nur die Kniee mit einem Nässeschutz versieht, schützt das zwar vor Aufscheuern. Aber da, wo keiner ist, wird Feuchtigkeit durch die Kleidung dringen. Natürlich kann man auch synthetische Stoffe oder Planen verwenden. Aber man sollte natürlich immer darauf achten, dass es robust ist, die richtige Farbe hat, gut zu verarbeiten ist, vor Nässe schützt und nicht zu laut raschelt. Was man neben Zeltbahn aus Baumwolle noch nehmen kann, ist Cordura(Nylongewebe). Das ist zwar meist teurer und manchmal nicht ganz so Wasserfest, aber es ist reißfester, abriebfester und lässt sich auch einfach verarbeiten. Aber Cordura hat einen gewissen „unnatürlichen“ Glanz und lässt sich nicht so leicht wie Zeltbahn umfärben.
Bei der Polsterung hingegen handelt es sich, wie der Name schon sagt, um ein Polster, welches das Kriechen auch angenehmer machen soll. Es ist sinnvoll die Polsterung unter die Verstärkung zu machen. Bei der Polsterung reicht es eigentlich, wenn man diese nur bei den Knieen, Ellebögen und evtl. im Beckenbereich macht. Als Polstermaterial kann man nahezu alles nehmen, was polstert: Schaumstoff, Leder, Zeltbahn (mehrere Schichten), … . Natürlich kann man auch Kniee- und Ellebogenschoner anziehen. Aber man sollte davor sicher gehen, dass man mit diesen angenehm Kriechen kann und sie nicht verrutschen! Bei der Polsterung sollte man auch darauf achten, dass sie zumindest zu warmen Zeiten nicht stark isoliert. Sonst kann es im Ghillie Anzug noch wärmer werden als eh schon. Eine Gute Möglichkeit ist es, die Verstärkung als eine Art Tasche zu machen, dass man dann, bei Bedarf, Polsterung hineinstecken kann.
8. Muster
Wenn man den Ghillie Anzug ganz “normal” macht, sieht er trotz verschiedener Farben am Ende auf eine gewisse Entfernung wie nur eine Farbe aus. Um den Ghillie Anzug etwas ungleichmäßiger wirken zu lassen, kann man ein Muster mit einbringen. Dieses Muster kann dazu führen, dass gewisse Teile des Ghillie Anzuges so scheinen, als würden sie nicht zum Ghillie Anzug gehören oder als wären sie was komplett anderes. Ein extremes(!) Beispiel:Wenn man alles außer das Kopfteil in einem leuchtenden Rot macht und das Kopfteil dann in einem natürlichem Braun, dann wird man den Ghillie Anzug nicht gleich als ein Teil sehen. Der Kopf wäre dann nahezu unsichtbar (wenn die Umgebung passt). Natürlich sollte man es nicht so extrem machen. Aber ein leichtes Muster kann nicht schaden. Man sollte die Flecken des Musters auch nicht zu klein machen, da diese sonst auf einige Entfernung zu einer Farbe verlaufen.Es gibt verschiedene Wege, ein Muster zu machen. Entweder knotet man die Jute einfach nach dem Gefühl rein und erhält ein gutes Muster. Oder man macht eine Art “Grundierung”. Also man knotet nur das Muster. An die eine Stelle nur die eine Farbe, an der anderen nur die andere Farbe. Wenn man dann dieses Muster soweit fertig hat, kann man anfangen die Farben zu mischen, dass das Muster nicht zu extrem heraussticht. Eine andere Methode ein Muster zu machen, ist das benutzen einer Sprühflasche. Wenn man den Ghillie Anzug komplett mit ungefärbter oder viel ungefärbter Jute gemacht hat und dieser somit noch recht hell ist, kann man Textilfarbe in eine Sprühflasche füllen und diese dann aufsprühen. Man sollte die Jute aber ab und zu mal bewegen, dass man es nicht nur oberflächlich macht.
9. Schlammbad
Um den Ghillie Anzug den „Used-look“ zu geben, ist ein Schlammbad empfehlenswert. Dadurch wird die Jute buschig, verfilzt, wellig und verfärbt sich evtl. etwas. Diesen Effekt kann man aber auch nach einiger Zeit des Benutzens des Ghillie Anzuges erreichen. Aber mit dem Schlammbad ist es wesentlich ausgiebiger und gezielter. Wie man bei einem Schlammbad vorgehen kann: Entweder sucht man sich ein ordentliches Schlammloch oder einen Matschigen Feldweg. Das kann man den Ghillie Anzug dann durchziehen und eingraben. Wenn man eine Solche Stelle nicht hat, dann kann man „normalen“ Erdboden benässen und ihn somit zu Schlamm verwandeln. Da kann man den Ghillie Anzug dann in alle möglichen Richtungen drüber ziehen. Um den Effekt etwas zu verstärken kann man den Ghillie Anzug dann noch über Schotter, Gras und Asphalt, also quer durch die Landschaft ziehen. Danach sollte man den Ghillie Anzug aber unbedingt auswaschen! Wenn man den Ghillie Anzug nicht auswäscht, kann er noch monatelang stauben. Dann atmet man jedesmal, wenn man ihn an hat den Staub und Dreck ein. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass das nicht gerade angenehm ist, da man eh schon manchmal mehr „Dreck“ im Gesicht hat, als einem lieb ist.
Eine andere und schonendere Möglichkeit ist es, den Ghillie „nur“ zu waschen. Entweder geht man mit ihm in ein Gewässer (Fluss, See, Meer, ….) oder man legt ihn in ein solches und bewegt ihn etwas. Man kann es aber auch zuhause mit einem Gartenschlauch versuchen. Am besten ist es aber eigentlich, wenn man ihn an hat, weil man ihn dann gut bewegen kann. Diese Methode ist schonender als ein „normales“ Schlammbad. Dann ist der Verfilzungseffekt zwar nicht so starkt. Aber wenn man viele Streifen im Ghillie hat, dann ist es so meißt besser. Weil wenn die Streifen durch z.B. ein Schlammbad stark beansprucht werden, dann sind diese danach meißt nichtmehr als Streifen erkennbar, da sie dann einige Fäden verlieren. Und dann ist der Effekt vom Ghillie wieder anders. Man muss halt schauen, wie man es möchte.
Wo du das Material herbekommen kannst, kannst du hier nachlesen.
Allgemeine Infos zu Ghillie Anzügen findest du hier!
Hier eine Anleitung, wie man einen ganz einfachen Ghillie Anzug bauen kann:
3 Teiler (Jacke + Hose + Hut)
Du brauchst:
-Jacke (möglichst robust und farblich passend)
-Hose (möglichst robust und farblich passend)
-Netz (möglichst robust und farblich passend)
-Möglichst robusten und farblich passenden Stoff (z.B.: Zeltbahn aus 100% imprägmierte Baumwolle)
-Nadel und Faden (stabil und farblich passend)
-Farbe (zum Färben der Jute)
-Jute (am besten ungefärbt)
Das machst du:
-Zuerst legst du das Netz auf die Jacke und schneidest die grobe Kontur aus. Dann fixierst du das Netz an einigen Stellen mit Nylonschnur, Angelschnur, Zahnseide oder normalem Nähgarn.
-Dann machst du das Gleiche bei der Hose. Du musst aber darauf achten, dass die Taschen nicht bedeckt werden.-Jetzt wendest du die Jacke und legst die Zeltbahn über die Vorderseite. Dann schneidest du wieder die grobe Kontur aus und fixierst die Zeltbahn mit etwas Kleber oder ein paar Nadelstichen. Jetzt fängst du an den Rand der Zeltbahn zu knicken und mit Stecknadeln zu fixieren. Dabei kannst du auch gleich den Netzrand unter den Rand der Zeltbahn machen, dass das Netz zusätzliche Stabilität bekommt.
-Das Gleiche machst du jetzt auch bei der Hose. Hier muss die Zeltbahn aber nicht umbedingt bis zum Ende der Hosenbeine gehen. Es reicht, wenn du unten noch 5-10 cm frei lässt.
-Jetzt kannst du anfangen die Zeltbahn anzunähen. Aber du musst darauf achten, dass du die Taschen an der Vorderseite der Jacke nicht über- bzw. zunähst.
-Dann ist der Hut an der Reihe. Bei dem Hut machst du eigentlich das gleiche. Du legst das Netz drüber und schneidest dann grob die Kontur aus. Dann nähst du das Netz fest und dann kannst du das Netz so zurechtschneiden, dass es richtig passt. Es ist praktisch, wenn du bei dem Hut ein engeres Netz wie z.B. Netzschal unter das eigentliche Netz macht, da dieses verhindert, dass die die Jute, die eingesteckten Pflanzen und kleine Tiere durch das Netz in den Nacken oder zum Hals hin kriechen.
-Nun kannst du das Netz noch besser befestigen. Du musst natürlich nicht an jedem Knotenpunkt einen Knoten machen. Es reicht, wenn du es so annähst, dass es nicht zu viel Spiel hat und nicht zu viel von der Jacke abstehen kann.
-Dann kannst du dich der Jute zuwenden. Wenn du Kartoffelsäcke oder Jutematerial hast, dann musst du erst die einzelnen Jutefäden aus diesen herausziehen. Dazu schneidest du den Rand der Kartoffelsäcke ab. Dann stellst du deinen Fuß auf eine Ecke des Materials. Dann kannst du anfangen Faden für Faden oder manchmal sogar immer 2 Fäden auf einmal aus dem Material herauszuziehen.
-Jetzt schaust du in die Packung der Farbe und schaust nach einem Zettel oder einem kleinen Heftchen. Da sollte drinne stehen, wie man Stoff in einer Schüssen färbt. Weil Jute hat in der Waschmaschine nix verlohren. Genauso wenig im Trockner! Die Jute fusselt und droht somit die Apparate betriebsunfähig zu machen! Dann färbst du die Jute nach der Anleitung. Natürlich kannst du die Farben mischen und verschieden dosieren. Und musst auch nicht fünf verschiedene Farben kaufen. Zwei oder drei Farben sollten reichen.
-Nun kannst du die Jute in 10-40 cm lange Stücke schneiden und sie dann in Bündeln von einer Menge von 3-20 Fäden in das Netz knoten. Durch die Länge und die Menge an Fäden pro Bündel veränderst du die „Lage“ der Jute. Du wirst merken, wie sich die Jute bei was verhällt. Du musst nicht jede Masche des Netzes mit Jute bestücken. Am besten fängst du irgendwo an und machst einfach quer durch. Dann kannst du immer genau sehen, wo du noch Jute brauchst.
-Jetzt ist der Ghillie schon fast „fertig“. Wenn du möchtest, kannst du etwas von der Farbe in eine Sprühflasche füllen und den Ghillie dann etwas ansprühen und ihn somit verfeinern.
-Das, was jetzt noch fehlt ist das Schlammbad. Dazu suchst du dir einfach eine schön schlammige Stelle und ziehst den Ghillie in allen Richtungen durch den Matsch. Dann kannst du ihn auch noch über Feldwege und Straßen ziehen. Danach darfst du aber nicht vergessen, den Ghillie ordentlich auszuspühlen, da er sonst noch monatelang staubt. Diese Wellnessbehandlung macht die Jute schön franzig, verfilzt und gibt ihr den gewissen Touch.
Um dir Anregungen und Ideen für den Bau deines Ghillie Anzuges zu holen, kannst du hier vorbeischauen: Reviews zu Ghillie Anzügen
Videos zum Thema findest du auf meinem Kanal bei Youtube:
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