Wie nur schwer zu übersehen ist, handelt diese Homepage im Schwerpunkt von Ghillie Anzügen, deren Anfertigung sowie Anwendung. Daher möchte ich dir hier erst mal den Ghillie Anzug näher bringen.
Name und Herkunft
Schon in der frühen Vorzeit wussten Menschen, wie man sich versteckt und sich unerkannt an eine Beute annähert. Da dies mit dem heuten Ghillie Anzug aber nicht viel zu tun hat, überspringe ich die Geschichte der Tarnung allgemein.
Aber was ist nun ein Ghillie Anzug? – Der Name Ghillie Suit geht auf die Wildhüter (Ghillies) im Schottischen Hochland zurück, da sie diesen als Hilfsmittel für die Jagd und zum überführen von Wilddieben benutzten. Dort wurden die mit Leinen und Stofffetzen bestückten Vorgänger des heuten Tarnanzuges das erste Mal verwendet. Von militärischer Seite aus werden die Ghillie Anzüge ab dem Ersten Weltkrieg benutzt. Im Zweiten Weltkrieg waren die Tarnkünste der deutschen Scharfschützen erstaunlich gut. Sie benutzten unter anderem auch einfache Netze und Drahtgestelle, welche sie mit Gras aus der Umgebung vollstopften und wurden somit nahezu unsichtbar. Seit dem haben sich die Anzüge immer weiter entwickelt und wurden von den Anwendern stätig verbessert und für ihre Anwendung optimiert.
Allgemein
Der Ghillie Anzug ist ein Anzug, der dazu dient, die Kontur des menschlichen Körpers zu „verfremden“ und den Körper mit der Umgebung verschmelzen zu lassen. Durch die verfremdung der menschlichen Kontur, erkennt man einen Menschen nicht so einfach bis gar nicht. Die Anfertigung eines Ghillie Anzuges ist zwar Zeitaufwändig, aber dieser Aufwand kann dem Anwender einen teilweise unverzichtbaren Vorteil bringen – Egal ob bei der Jagd, dem Militär oder der Wildfotografie.
Ein Ghillie besteht in den meisten Fällen aus Jacke und Hose oder einem Kombi. Dazu kommt noch das Kopfteil, welches man in Form eines Hutes oder einer Kapuze tragen kann. Es ist sinnvoll, wenn man für die Kapuze engmaschigeres Netz nimmt wie z.B. Netzschal, da man dadurch besser hören kann und es luftiger ist als fester Stoff. An die Rückseite, die Arme und die Schultern der Tarnkleidung wird ein Netz befestigt, in welches man dann das Garniermaterial(z.B. Jute, Leinen) einknotet.
Ob die Vorderseite auch mit Garniermaterial versehen wird, ist von der vorgesehenen Anwendung abhängig.
Artenvielfalt
Es gibt verschiedenste Arten und Ausführungen von Ghillie Anzügen. Der „Ur-Ghillie“ war an sich nicht viel mehr als ein extra weiter Anzug mit einigen Stofffetzen, der die gleiche Aufgabe wie die heutigen Ghillie Anzüge hatte. Durch die verschiedenen Anwendungsbereiche und die Optimierung auf diese, hat verschiedene Hauptgruppen an Ghillie Anzügen zu Tage gebracht.
‚Full Body Ghillie Suit‘:
Diese Ghillie Anzüge haben vorne sowie hinten Jute bzw. Garniermaterial sie können vom Ein- bis Dreiteiler eigentlich alles sein. So sind auch die meisten Fabrikghillies. Das ist ggf. praktisch für Jäger, Fotografen und andere Leute, die kaum bis garnicht kriechen müssen. Aber Scharfschützen, die viel bis nur kriechen und hauptsächlich am Boden unterwegs sind, haben die Vorderseite meist frei. Dies verhindert ein ungewolltes Hängenbleiben an Unterholz und Vegetation.
„Normaler“ Ghillie Anzug:
Weil wir uns auf dieser Homepage hauptsächlich mit den Ghillie Anzügen beschäftigen, die vorne keine Jute haben, nenne ich diese Gruppe jetzt mal „normal“. Wie erwähnt versteht man darunter einen Ghillie ohne Jute/Netz an der Vorderseite. Meist befindet sich dann Verstärkung und ggf. Polsterung an der Vorderseite. Diese Ghillies gibt es in vielen verschiedenen Variationen. Vom (Panzer-)Kombi mit Hut bis hin zur verlängerten Jacke mit Gamaschen ist eigentlich alles vertreten. Diese Ghillie Anzüge sind besonders praktisch für Leute, die viel Kriechen und viel am Boden unterwegs sind. Scharfschützen aus der ganzen Welt verwenden schon seit Jahrzehnten diese Art von Ghillie Anzügen.
Umhang:
Ein Umhang ist besonders praktisch, wenn man die Tarnung schnell über die Feldbekleidung anlegen möchte. Umhänge bedecken meist nur den Oberkörper. Das macht sie leicht und kompakt. So trägt man seine Feldbekleidung während man den Ghillie Umhang im Rucksack verstaut hat. Bei Bedarf kann man den Umhang aus dem Rucksack entnehmen und über der Bekleidung tragen. Das ist besonders praktisch, wenn man nicht immer mit dem Umhang bedeckt sein muss oder möchte. Ebenso ermöglich ein Umhang das problemlose Tragen eines Chest Riggs oder anderer Tragesysteme.
Jeder muss für sich selber entscheiden, wie er seinen Ghillie macht und was für einer es wird. Man muss sich überlegen, was man machen möchte und wie man den Ghillie Anzug einsetzen wird. Einiges dazu steht auch noch im FAQ dieser Homepage.
Material
An sich ist ein Ghillie Anzug normale Tarnbekleidung, welche etwas modifiziert wurde. Je nach den Wünschen des Trägers unterscheiden sich die Ghillie Anzüge in Material, Aufbau und vielem anderen. Für das „Grundteil“ empfiehlt es sich, reißfeste und robuste Kleidung zu verwenden, da ein Ghillie Anzug manchmal großen Strapazen ausgesetzt ist. Aus welchem Material diese Kleidung ist, ist nicht wirklich wichtig. Man sollte aber selber wissen, was man bevorzugt und was man möchte. Während einige mit der „normalen“ Kleidung aus Baumwolle zufrieden sind, bevorzugen andere Feuerfeste Kleidung, aus gewissen Mischungen oder andere High-Tech Kleidung.
Um die Kontur zu verfremden benötigt man das Garniermaterial oder Stoff, der den zu füllenden Raum ausfüllen kann. Seit langer Zeit wird dazu Jute verwendet. Sie ist leicht, günstig und einfach zu bearbeiten bzw. verarbeiten. Man kann sie einfach färben, schneiden und knoten. Man sollte aber keinesfalls die Jute bzw. das Material als Ersatz für natürliches Tarnmaterial sehen. Die Jute ist dazu da, um die meschliche Kontur unkenntlich zu machen und die Farbe schonmal etwas anzupassen. Man sollte auch keine Kunstpflanzen einbauen, da man dann zu Ortsgebunden wäre. Wenn man z.B. Kunstefeu einbringt und man sich dann in einem Gebiet aufhält, in dem es weit und breit kein Efeu gibt, dann kann der Kunstefeu zum Verhängniss werden. Ein Nachteil von Jute ist aber, dass sie gut Feuchtigkeit aufsaugt und dazu leicht entzündlich ist. Dafür gibt es synthetische Fasern, welche ähnlich wie Jute sind. Aber diese lassen sich unter anderem nicht so einfach färben und sind dazu noch teurer. Es gibt zwar auch Sprays und andere Mittel, mit welchen man Jute und andere Materialien Feuerfester machen kann, aber diese sind auch nicht immer zuverlässig. Wenn man viel mit Feuer zu tun hat und nicht gerne im Flammen aufgehen möchte, sollte man sich überlegen, was man macht. Dann gibt es auch noch Materialien (bei Kleidung und bei Garniermaterial), welche andere Eigenschaften besitzen. Einige Scharfschützen legen zum Beispiel Wert darauf, dass ihr Ghillie Anzug auch bei Nachtsicht- oder Wärmebildgeräten tarnt. Diese Materialien sind aber nicht immer gerade günstig und auch nicht immer wirklich einfach zu bekommen. Aber wenn das Leben davon abhängt oder man „Gegner“ hat, welche mit diesen Aufklärungshilfsmitteln arbeiten, dann ist es sicherlich eine Überlegung wert. Oft haben diese Materialien auch den Nachteil, dass man die nur schwer oder sogar überhauptnicht färben kann. Diese Materialien saugen aber meist auch nicht so viel Wass/Feuchtigkeit auf, wie es Jute macht und haben somit keine so starke oder gar keine Gewichtszunahme bei regnerischem Wetter.
Videos mit solchen Anzügen bzw. solchem High-Tech Material kann man auf diesem Kanal sehen: MrDoDilicious.
Auf dieser Homepage gehe ich aber hauptsächlich auf den „normalen“ Ghillie Anzug ein, welcher rein vor dem menschlichen oder tierischen Auge schützen soll.
Farbe
Die Farbwahl des Garniermaterials spielt eine große Rolle auch wenn diese später nur um die 40% der späteren Tarnung ausmacht (die restlichen 60% sind natürliches Tarnmaterial). Wenn man immer nur im gleichen Gelände ist, dann kann man rein theoretisch genau die Farben zu nehmen, die in dem Gelände vorkommen. Aber selbst ein Gelände verändert sich im Laufe der Zeit bedingt durch das Wetter und die Jahreszeiten. Und nicht jedes Blatt und jeder Grashalm hat die gleiche Farbe wie der neben ihm. Nun muss man aber auch unterscheiden, ob man seinen Ghillie Anzug möglichst leicht und kompakt haben möchte und dann im Einsatz genug Zeit hat um genügend natürliches Tarnmaterial anzubringen oder ob Volumen und Gewicht nur eine untergeordnete Rolle spielen und der Ghillie mit möglichst wenig natürlichem Tarnmaterial auskommen soll. Da sich in diesem Bereich viele die Köpfe zerbrechen, habe ich diese „Farbdurchschnittsgalerie“ angefertigt. Diese Bilder sollen nur als kleine Hilfe dienen. Natürlich sind diese Farben keine Musterlösungen, sondern nur die Farbquerschnitte gewisser Bildbereiche. Aber hier kann man mal sehen, welche Farben denn ungefähr in welcher Umgebung vorkommen.
Aus dieser „Farbdurchschnittsgalerie“ lassen sich folgende Farben schließen:
Brauntöne:
Grüntöne:
Wie man sieht, sind in fast jedem Bild Brauntöne vertreten. Grüntöne hingegen sind nicht auf allen Bildern vertreten. Das heisst jetzt nicht, dass man kein Grün in den Ghillie soll. Braun ist eben eine häufig vorkommende Farbe, die fast überall vertreten ist, wenn auch oft von grün (z.B: Blättern) bedeckt. Hasen, Rehe, Füchse und andere Waldtiere sind auch braun und nicht grün :-). Man kann den Ghillie Anuzug auch 100% auf ein Gelände anpassen. Aber immerhin haben nicht alle Blätter das ganze Jahr die gleiche Farbe und nicht jede Farbe ist auf einer solchen Fläche immer in gleicher Zahl vertreten. Der Ghillie würde dann für ein gewisses Zeitfenster direkt in diesen Bereich passen. Ein gutes Beispiel dafür ist ein komplett grüner Ghillie für eine Mooslandschaft. Aber wenn man sich dann in einen Laubwald oder etwas derartiges brauneres begibt, wird man sich dann mit den trockenen Blätter abquälen müssen, um das kräftige Grün einiger maßen zu bedecken. Hätte man aber einen braunen Ghillie, kann man in der Mooslandschaft das Moos einfach an den Ghillie machen und später bei dem Laub wird es nicht so stark auffallen, wenn an einer Stelle mal weniger Blätter sind. Ist kommt aber auch immer auf das Gelände an. Allgemeine Aussagen lassen sich nur schwer festlegen. Es ist so, dass man grüne Naturalien oft leichter in den Ghillie machen kann, als braune, da braune oft trocken und porös sind. Grüne hingegen sind meist noch saftig und stabil, dass man sie eiwandfrei festknoten kann. Oft findet man auch grüne Pflanzen auf brauenem Untergrund. Wie zum Beispiel die Grünen Blaubeersträucher auf dem braunen Laubboden (siehe: Bild, rechts). Helle bzw. braune Pflanzen auf grünem Untergrund findet man meist aber nicht so oft. Aber das gibt es natürlich auch – ein gutes Beispiel ist Laub auf Moos.
Sonstiges
Man sollte den Ghillie möglichst leicht und luftig bauen. Um so schwerer der Ghillie um so anstrengender wird die Bewegung in ihm. Und um so luftiger er ist um so angenehmer wird es. Und wenn es mal kalt ist oder gar Schnee liegt, dann kann man ja immer etwas unter den Ghillie ziehen. Das ist ein weiterer Grund, warum man ihn dazu noch extra groß bauen sollte.
Während einem Einsatz wirst du wahrscheinlich eine Menge an Ausrüstung mit dir führen müssen. Entweder baust du dir ein Integriertes Taschensystem wie in den Anleitungen beschrieben, du trägst ein extra Tragesystem oder du kommst mit den Standarttaschen der Tarnkleidung zurecht. Wenn du für längere Zeit unterwegs bist, dann benötigst du noch Essen, Trinken etc. da ist es sinvoll, einen getarnten Rucksack bzw. eine Drag Bag mit dir zu führen, da du da sicherlich mehr Platz für sowas hast als in deinem Ghillie. Diese Tasche kannst du mir einem Seil an deinem Hintern so befästigen, dass es sich hinter deinen Füßen befindet und dich so nicht beim Kriechen/Gleiten stört.
Um sich erfolgreich der Sicht zu entziehen reicht der Ghillie alleine nicht immer aus. Ein wichtigen Beitrag zur Tarnung bringt die Tarnung der Schuhe und der Hände(Handschuhe). Somit sind diese mehr oder weniger ein Teil des Ghillie Anzuges. Wie du die Schuhe tarnen kannst, kannst du hier nachlesen.
Informationen zu Handschuhen findest du hier.
Viele weiter Informationen zu anderen Ausrüstungsgegenständen findest du hier.
Oft it es sinvoll, noch eine normale Kopfbedeckung mitzunehmen, da man den Ghillie Hut bzw. die Kapuze nicht immer auf dem Kopf haben möchte. Und es ist eh viel angenehmer, wenn man unter der Kapuze eine Mütze bwz. einen Hut trägt.
Wie du einen Ghillie Anzug bauen kannst und weitere Anleitungen findest du hier:
>Bauanleitungen für einen Ghillie Anzug<
Videos zum Thema findest du auf meinem Kanal bei Youtube:
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